DM Omnium in Frankfurt/Oder

Berlins Radsportler lassen bei der DM Omnium aufhorchen

- Charlotte Becker und Maximilian Beyer Titelträger im Scratch -

Am ersten Tag der Deutschen Meisterschaft im Omnium sorgten Berliner Radsportler gleich für einen Paukenschlag. Die erste Disziplin des insgesamt sechsteiligen Wettbewerbs, das Scratchrennen, war außerdem als eigenständige Deutsche Meisterschaft ausgeschrieben und hier setzten sich sowohl bei den Frauen mit Charlotte Becker als auch bei den Männern mit Maximilian Beyer in Berlin beheimatete und trainierende Fahrer durch.

Doch zunächst gab es bei den Männern zwei Vorläufe mit 14 bzw. 15 Fahrern in Form eines 60 Runden Punktefahrens, um die endgültige Starterzahl von 24 Fahrern für das Omnium zu ermitteln.

In Abwesenheit des verletzten Titelverteidigers Theo Reinhardt aus Berlin, gewann zunächst der Berliner Tino Thömel vom RTS-Santic Racing Team den ersten Vorlauf, aus dem Jasper Frahm vom LKT Team Brandenburg und Max Sommerfeld vom RSV Werner Otto Berlin ausschieden.

Den zweiten Vorlauf gewann mit Maximilian Beyer ein weiterer Berliner vom rad-net ROSE Team und hier schieden die Berliner Sebastian Schmiedel vom TSC und etwas überraschend auch Sebastian Wotschke vom BSV AdW ebenso aus, wie der erst gerade 17 Jahre alt gewordene Tobias Nolde vom RSC Sachsenblitz Burgstädt.

Bei den Frauen hatten insgesamt 16 Fahrerinnen gemeldet, so dass keine Vorläufe nötig waren. Sie begannen somit ihren Wettbewerb mit dem Scratchrennen über 40 Runden, das nach einer Fahrzeit von 13:16 Minuten von der routinierten Charlotte Becker vom Team Hitec Products mit Rundenvorsprung gewonnen wurde. Sie hatte sich etwa zur Rennhälfte vom Feld absetzen können und den Rundengewinn vollzogen, der ihr den Titel „Deutsche Meisterin im Scratch“ sicherte. In dem von nur 10 Fahrerinnen beendeten Rennen belegte Anna Knauer vom Rabo Liv Woman Cycling Team den zweiten Platz vor Stephanie Pohl vom RSC Cottbus.

Den Titel im Scratchrennen der Männer, wo mit dem Berliner Christopher Schulz von den Zehlendorfer Eichhörnchen nur ein Fahrer das Rennen nicht beendete, errang erneut Maximilian Beyer, der schon in den Jahren 2012 und 2013 diesen Meistertitel errungen hatte. In einer Fahrzeit von 16:56 Minuten für die 60 Runden Distanz hatte er ebenfalls das gesamte Feld überrundet, als er dem attackierenden Christian Grasmann von den Maloja Pushbikers nachsetzte, dieser ihm aber nicht mehr folgen konnte und vom Feld wieder gestellt wurde. Die Plätze zwei und drei belegten Roger Kluge von IAM Cycling und Lucas Liss vom rad-net ROSE Team, so dass die vermeintlichen drei Favoriten auf den Omniumtitel schon frühzeitig ihre diesbezügliche Anwartschaft untermauerten.

Für die Frauen stand dann die 3000 m Einerverfolgung auf dem Programm und Stephanie Pohl unterstrich mit 3:41,834 Minuten als Siegerin vor Charlotte Becker (3:43,318 Minuten) und Mieke Kröger von Velocio-SRAM, die 3:44,008 Minuten benötigte, ihre gute Form, die sie zur Titelanwärterin berechtigte. So lag sie nach zwei Disziplinen mit 76 Punkten nur knapp hinter der führenden Charlotte Becker, die 78 Punkte auf ihrem Konto hatte.

Die Männer hatten 4000 m in der Einerverfolgung zu absolvieren und hier fehlte am Start überraschend Hans Pirius von Germania Delitzsch, der nach dem Scratchrennen aus unbekannten Gründen nicht mehr antrat. Der noch für die Maloja Pushbikers sein Abschiedsrennen absolvierende Routinier Leif Lampater, künftig wird auch er das rad-net ROSE Trikot tragen, zeigte hier sein großes Potenzial und siegte in 4:24,886 Minuten vor dem Deutschen Rekordhalter vom rad-net ROSE Team Domenic Weinstein (4:17,417 Minuten), der mit 4:26,308 Minuten noch klar vor Leon Rohde vom LKT Team Brandenburg blieb, der 4:30,316 Minuten fuhr. Eine beachtliche Leistung vollbrachte hier Berlins große Nachwuchshoffnung Moritz Malcharek vom RSV Werner Otto, der mit guten 4:35,043 Minuten einen ordentlichen 10. Platz erreichte. Mit dem Sieg hatte sich Leif Lampater mit 64 Punkten punktgleich mit Lucas Liss auf Rang drei katapultiert hinter Roger Kluge mit 72 und Maximilian Beyer mit 66 Punkten.

Mit den Ausscheidungsfahren, die von Anna Knauer vor Stephanie Pohl und Charlotte Becker sowie erneut von Maximilian Beyer vor Marcel Franz vom LKT Team Brandenburg und dem Riesentalent Max Kanter vom RSC Cottbus gewonnen wurden, schloss der erste Tag der Omniummeisterschaften ab, die für das Finale am Samstag außerordentliche Spannung versprachen. Bei den Frauen lagen zur Halbzeit Stephanie Pohl und Charlotte Becker mit je 114 Punkten vor Anna Knauer mit 106 Punkten in Führung, während bei den Männern alles für Maximilian Beyer sprach, der mit 106 Punkten relativ klar vor den mit 94 Punkten punktgleichen Roger Kluge und Lucas Liss lag.

Ebenfalls gute Aussichten hatte noch Leif Lampater als Vierter mit 90 Punkten, doch der in bestechender Form befindliche, gut austrainierte Rosenheimer erschien am zweiten Tag leider nicht mehr auf der Bahn. Er musste das Handtuch werden, da starke Sitzbeschwerden eine Weiterfahrt unmöglich machten.

Dieser zweite Tag wurde von Anna Knauer auf der einen und zunächst auch Lucas Liss auf der anderen Seite dominiert. Beide gewannen sowohl das 500 m bzw. 1000 m Zeitfahren als auch die fliegende Runde und lagen damit vor dem abschließenden Punktefahren aussichtsreich im Kampf um den Omniumtitel. So führte Charlotte Becker mit 186 Punkten vor der punktgleichen Anna Knauer und auch Stephanie Pohl als Dritte sowie die Viertplatzierte Mieke Kröger mit je 170 Punkten lagen noch gut im Rennen. Mit zwei guten dritten Plätzen in diesen Wettbewerben konnte Charlotte Becker ihre Spitzenposition, wenn auch äußerst knapp, vor dem Finale behaupten.

Der Vorsprung von Lucas Liss mit 174 Punkten vor Roger Kluge mit 166 und Maximilian Beyer mit 156 Punkten war da doch deutlich größer und in Anbetracht der zahlenmäßigen Übermacht des rad-net ROSE Teams sollte das Punktefahren eigentlich keine Gefahr mehr für die Mannen von Bundestrainer Sven Meyer darstellen. An diesem zweiten Tag schoben sich aber auch zwei Nachwuchsfahrer in den Focus, und zwar Max Kanter (18 Jahre) und der Berliner Erik Schubert vom TSC (19 Jahre), wobei Max Kanter Zweiter über 1000 m vor Erik Schubert war und Letzterer bei der fliegenden Runde einen tollen vierten Platz belegte. Damit lag Max Kanter mit 148 Punkten vor dem Finale auf Platz vier unmittelbar vor Erik Schubert, der bis dahin 126 Punkte erreicht hatte.

Die beiden Punktefahren waren dann auch der jeweilige Höhepunkt der zweitägigen Veranstaltung, die am Schlusstag auch annehmbare Zuschauerzahlen registrieren konnte. Es war schließlich Stephanie Pohl, die sofort nach dem Start auf Rundengewinn ging und am Ende die einzige war, die zweimal die Gegnerinnen überrundet hatte. Da aber auch Anna Knauer, Charlotte Becker, Mieke Kröger und Gudrun Stock gemeinsam mit Stephanie Pohl einen Rundenvorsprung herausfuhren, reichte es für die Cottbuserin nicht ganz, sich den durchaus erhofften Titel zu holen. Da Anna Knauer sich aber als insgesamt Spurtstärkste erwies, war ihr der Sieg mit 233 Punkten und damit die erfolgreiche Titelverteidigung nicht mehr zu nehmen. Den zweiten Platz holte sich dennoch Stephanie Pohl mit 228 Punkten vor der stark gefahrenen Charlotte Becker, die auf 221 Punkte kam und mit dem Bronzeplatz angabegemäß sehr zufrieden war.

Die Männer boten zum Abschluß ein spektakuläres Rennen mit etlichen Rundengewinnen und einem souveränen Roger Kluge, der sich auf seine Spurtschnelligkeit verließ und gleich die erste Wertung von insgesamt 16 gewann und damit früh ein Zeichen setzte. Mit fünf Siegen in den alle zehn Runden folgenden Wertungsspurts reichte es am Ende für ihn, um erstmals den Deutschen Meistertitel im Omnium zu erringen. Verkalkuliert hatten sich die rad-net ROSE Fahrer, die mit Lucas Liss mit 195 Punkten und Domenic Weinstein, der 190 Punkte auf seinem Konto hatte, die Plätze zwei und drei belegten, doch gegen die 198 Punkte von Roger Kluge nichts mehr entgegensetzen konnten. Da halfen auch die sensationellen drei (!) Rundengewinne von Domenic Weinstein nicht mehr, dessen Rückstand vor dem Finale zu groß war.

Zu den Fahrern, die zwei Rundengewinne vollzogen, gehörte neben dem rad-net ROSE Fahrer Kersten Thiele auch der sensationell fahrende junge Berliner Erik Schubert, dessen Leistung ein dickes Ausrufezeichen verdient. Der von Nick Kracik gecoachte Fahrer des KED-Stevens Rad Teams war während des gesamten Rennens hellwach, bei fast jedem Ausreißversuch dabei, um dann noch den Schlussspurt für sich zu entscheiden. Chapeau! So kam Erik Schubert in der Gesamtwertung mit 176 Punkten noch auf einen vielbeachteten vierten Platz vor Max Kanter und Maximilian Beyer, der am zweiten Tag nicht an die Vortagsleistungen anknüpfen konnte.

Ein weiterer junger Berliner, der künftig auch für KED-Stevens fahrende Moritz Malcharek fuhr ebenfalls ein beherztes Rennen und startete nach der 11. Wertung einen alleinigen Ausreißversuch, den er fast vollzogen hatte. Da das Feld kurz vor seinem Aufschließen das Tempo verschärfte, blieb ihm nur der Spurtsieg der 12. Wertung und am Ende der 17. Platz in der Gesamtwertung unter den 20 Fahrern, die den Wettbewerb beendeten.

Anna Knauer und auch Roger Kluge haben mit ihren Titelgewinnen ein Zeichen für das kommende Olympische Jahr gesetzt, so dass es für die weiteren Kandidaten sehr schwer werden wird, auf den Olympiazug noch aufzuspringen. Aber noch bleibt genügend Zeit sich zu zeigen und wer weiß, was bis Mitte nächsten Jahres noch alles passiert. Allzu sicher sollte sich keiner fühlen, denn auch im Radsport gibt es immer wieder Unwägbarkeiten.

Diese Deutsche Meisterschaft wurde im Rahmen des sogenannten Frankfurter Kreisel durchgeführt und so gab es noch einige Rahmenwettbewerbe wie Sprinter- und Keirinrennen, Kreiseljagd und Madison für Junioren, die für Abwechslung sorgten. Erwähnenswert hierbei die Bahnrekorde von Maximilian Levy vom Team Erdgas über 200 m in 9,981 Sekunden und von Emma Hinze vom RSC Cottbus über 500 m mit fliegendem Start in 30,431 Sekunden.

Letzte Änderung am Mittwoch, 06 April 2016 13:51

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